BERTOLD HUMMEL - Texte zu den Werken: opus 106


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Quintett für Oboe, Klarinette in B, Horn in F, Fagott und Klavier, op. 106 (2001)


I. Reminiszenzen

II. Rezitativ mit Choral Anfang

III. Capriccio Anfang

 

Uraufführung: 19. September 2001, Straubing, Sparkassensaal
Ralf Ebner / Venelin Piperov / Till Heine / Johannes Schuster / Andreas Skouras


Aufführungsdauer: 17 Minuten

Autograph:
Titel: Quintett für Klavier, Oboe, Klarinette in B, Horn i.F und Fagott
Umfang: 28 Seiten
Datierung:
I. 25.3.01 II. - III. 3.5.01
Aufbewahrungsort: Bayerische Staatsbibliothek, München

Verlag: Vogt & Fritz (Partitur und Stimmen) VF 1369-01 / ISMN: M 2026-0256-0



I.
II.
III.


Auf CD erhältlich:Bluval 1 Ralf Ebner (Oboe), Venelin Piperov (Klarinette), Tobias Albrecht (Fagott), Johannes Schuster (Horn), Andreas Skouras (Klavier), hier bestellen: info@bluval.de

Video: Hummelwerke auf youtube


Die Reminiszenzen (1 . Satz) beschäftigen sich mit Intervallen, die in meinen Werken immer wieder eine bevorzugte Rolle spielen: kleine Sekunde, kleine Terz, Quart, Tritonus und Septime. Zwei Tempoebenen - Adagio und Vivace - wechseln sich zwölfmal im Verlauf des Satzes ab, wobei der Anteil Adagio ab-, der Anteil Vivace zunimmt. Vielfach entstehen bis zu sechsstimmige Mixturen, die im Adagio mehr als Naturschilderung, im Vivace mehr als rhythmisch bewegte Strukturen zu deuten wären.

Der 2. Satz, Rezitativ mit Choral, gibt den Einzelinstrumenten Gelegenheit, die choralartigen Abschnitte zu kommentieren. Dreimal klingt jeweils am Ende einer Choralzeile der 1. Takt des Larghettos (K.V. 452) an, kurz vor Satzende einmal im Mozart-Originalklang.

Das Capriccio (3. Satz) beginnt mit einer signalartigen Einleitung, auf welche ein tänzerisches Thema folgt, das mit seiner variablen Metrik den ganzen Satz beherrscht. Es wird verschiedentlich, einmal durch einen Walzer, später durch eine choralartige Episode, sowie durch eine Metamorphose der Einleitungstakte unterbrochen. Dem vermeintlichen Schluss wird noch ein kleines musikalisches Fragezeichen angefügt.

Bertold Hummel

Auftragswerk des Bluval-Festivals 2001

 

Presse

OBOE-FAGOTT Nr. 68 (2002)

Das Quintett op.106, als Auftragswerk für das BIuval-Festival 2001 geschrieben und am 19.9.2001 in Straubing uraufgeführt, stellt da ganz andere Ansprüche. Es ist in der klassischen Besetzung von Beethovens op. 16 und Mozarts KV 452 geschrieben, bezieht sich auch direkt darauf, indem es im 2.Satz "Rezitativ mit Choral" Mozart abwandelt und am Ende auch direkt zitiert.
Das etwa 18minütige Quintett ist für ein professionelles Ensemble geschrieben und stellt entsprechende Anforderungen. Diese sind nicht nur technischer Art, da ist das Stück gut spielbar, es erfordert gute Zusammenspielfähigkeiten und ein gemeinsames Musizieren. Denn das ist die Gefahr des Stückes, dass durch die vielen Tempowechsel, Einschübe, Zitate und Rezitativteile der große Zusammenhang verloren geht und es zu sehr aus Einzelteilen zu bestehen scheint. Dem müssen die Interpreten/innen machtvoll entgegenwirken, denn das Stück ist durchaus geeignet, ein Konzert mit Mozart oder Beethoven (s.o.) sinnvoll zu ergänzen.

Eberhard Holbein

 

Straubinger Zeitung 21.9.2001

Man lernte angesichts der enormen Herausforderung - Vorbild und Anregung zur Komposition bildete Mozarts berühmtes Quintett KV 452 - einen ganz anderen Hummel kennen, einen, der die für ihn kennzeichnende enorme Bandbreite der Musikalität und die Vielfalt seiner Schaffensmethoden wie in einem Brennspiegel vereinigt. Wie gut er speziell für Bläser zu schreiben versteht, dokumentiert ein reiches Segment seines Gesamtwerkes, man denke nur an seine Saxophon-Quartette. Hummels op. 106 mit kurzen eingelagerten Mozart-Zitaten geizt nicht mit auch in anderen seiner Kompositionen aufzufindenen Vorzügen: Spannungsreiche Metamorphose des Materials, verknüpft mit markanter Rhythmik vor allem im Kopfsatz, Gebenüberstellung recht unterschiedlicher musikalischer Zustände von simpel bis hochartifiziel, ganz allgemein reiche Klangphantasie in stimmiger Balance. Man kann dem Werk nur wünschen, dass es nicht überwiegend ein Schubladendasein führt.