BERTOLD HUMMEL - Texte zu den Werken: opus 14


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Capriccio für Violine, Viola und Violoncello op. 14 (1958)


I. Allegro molto

II. Sostenuto

III. Rondo

 

Uraufführung: 13. März 1960, Lörrach, Bergstraße 32
Inken Hummel / Edith Klein / Bertold Hummel

Amerikanische Erstaufführung: Juli 1967, Cape Cod, Massachusetts
Pacific String Trio (Nannette Levi / Forrest Midtmoen / William Harry)

Aufführungsdauer: 12 Minuten

Autograph:
Titel: Streich-Trio
Umfang: 17 Seiten
Datierung: 4. Juli 58

Aufbewahrungsort: Bayerische Staatsbibliothek München

Verlag: N. Simrock Hamburg-London (Boosey & Hawkes)
Taschenpartitur: ISMN M-2211-0043-6
Stimmen: ISMN M-2211-1223-1

Druckfehler: Violoncellostimme, 1. Satz, Takt 10, 2. Achtel: es statt des.

I. II. III.

Video: Hummelwerke auf youtube

Literaturliste des Deutschen Musikrates für den Wettbewerb "Jugend musiziert":
Schwierigkeitsgrad 4/schwierig (Mittelstufe II)



Was das italienische Wort »Capriccio« eigentlich bedeutet, weiß keiner so ganz genau. Vielleicht kommt das Wort von »capricorno«, dem Steinbock, und meint dann »Bocksprung« oder »Bockigkeit«. Manche leiten den Sinn aber auch von »capo« (Kopf) und »riccio« (Igel) ah, was dann auf eine gewisse Stachelköpfigkeit hinausliefe. Auf jeden Fall hat sich für »Capriccio« eingebürgert, von »Laune«, »Schrulle« oder »derbem Spaß« zu reden. In der Musik steht das »Capriccio« seit Jahrhunderten für eine eigene Gattung launiger Einfälle, die geltende Regeln unterlaufen, aber dabei sehr unterhaltsam sind. Bertold Hummel, der dem Usedomer Musikfestival in seiner Anfangszeit als Ratgeber und Förderer zur Seite stand, schrieb sein »Capriccio« für Streichtrio op. 14 als dreiunddreißigjähriger Kantor an Sankt Konrad in Freiburg im Breisgau. Der Beginn im schnellen Sechsachteltakt könnte zunächst an ein Jagdfinale des Rokoko denken lassen, wenn der laute Anfang im Unisono nicht so grimmig - durchaus bockig und stachelköpfig - klingen würde. Doch schon bei der nächsten Wiederkehr dieses Themas ist der Ton milder geworden. Eine kunstvolle Spielmusik entspinnt sich hier, die über Paul Hindemith zurückweist auf die angeregte Ensemble-Klangrede der Wiener Klassiker. Der zweite Satz steht ebenfalls im Sechsachteltakt, wendet dessen Charakter aber - leise und ausdrucksvoll - fast zum Notturno oder zum Wiegenlied, etwa wenn schon im achten Takt die Violine zum punktierten Rhythmus eines Sicilianos ansetzt. Das Final-Rondo im Zweivierteltakt mit seinen fallenden Quarten im Hauptthema hat den tänzerischen Rhythmus vieler Schluss-Sätze bei Haydn und Beethoven, wobei die kurzen, schnipsenden Vorschläge vor den Hauptnoten eine gewisse Spielmannsfröhlichkeit aufkommen lassen. Die Uraufführung fand am 13. März 1960 in Lörrach statt. Neben Edith Klein an der Bratsche spielte Bertold Hummel selbst das Cello. An der Geige sah damals seine Frau Inken Hummel.

Jan Brachmann (im Programmheft zum Meisterkonzert im Schloss Stolpe mit dem Wuppertaler Streichtrio am 28.9.2012 im Rahmen des Usedomer Musikfestivas 2012)