BERTOLD HUMMEL - Texte zu den Werken: op. 97d


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Veni creator spiritus Motette über den gregorianischen Hymnus für zwei gemischte Chöre (SATB/SATB) und Orgel op. 97d (1992)

Uraufführung: 7. Juni 1992, Würzburg, Kiliansdom
Würzburger Domsingknaben / Andreas Boltz (Orgel) / Siegfried Koesler

Japanische Erstaufführung: 19. Februar 1996, Tokyo, Casals Hall
Tokyo Philharmonic Chorus / Wolfdieter Maurer

Widmung: für Franz Fleckenstein zum 70. Geburtstag

Aufführungsdauer: 4 Minuten

Autograph:
Titel: "Veni creator spiritus" im Satz für 8-stimmigen Doppelchor und Orgel
Umfang: 8 Seiten
Datierung: -

Verlag: Schott Music C 53585 / ISMN: 979-0-001-16979-0

 

Der Text dieser berühmtesten aller Pfingsthymnen wird dem großen Hymnendichter und angesehensten Theologen seiner Zeit, dem Benediktinerabt von Fulda und Erzbischof von Mainz, Hrabanus Maurus (ca. 780-856) zugeschrieben. Die früheste erhaltene Aufzeichnung der Musik findet sich im Hymnar von Kempten (um 1000). Der Hymnus steht im sogenannten ambrosianischen Versmaß und hat im Morgen- und Abendlob der Kirche seinen Platz.

Meine Komposition für zwei Chöre und Orgel behält in allen Strophen die Hymnusmelodie bei. Das satztechnische Ambiente verändert sich sukzessiv in den Strophen 5 und 6. Der Textrückgriff auf die 1. Verszeile des Hymnus gibt diesen Strophen ihren besonderen Charakter bis hin zum ausladenden "Amen", das zum originalen Schluss des Hymnus zurückfindet.

Die Aufstellung der Chöre sollte deutlich getrennt sein:

 
Orgel
 

 

Chor I

 


Chor II
 
Dirigent
 

Bertold Hummel

 

Veni, Creator Spiritus
(Hrabanus Maurus 766-856)

Veni, Creator Spiritus,
mentes tuorum visita,
imple superna gratia,
quae tu creasti, pectora.

Qui diceris Paraclitus,
donum Dei altissimi,
fons vivus, ignis, caritas,
et spiritalis unctio.

Tu, septiformis munere,
dextrae Dei tu digitus,
Tu rite promissum Patris,
sermone ditans guttura.

Accende lumen sensibus,
infunde amorem cordibus,
infirma nostri corporis
virtute firmans perpeti.

Hostem repellas longius,
pacemque dones protinus:
ductore sic te praevio
vitemus omne noxium.

Per Te sciamus da Patrem,
noscamus atque Filium,
Te utriusque Spiritum,
credamus omni tempore.

Amen.

Komm, Schöpferischer Geist,
Besuche die Gedanken der deinen,
Füll mit höchster Gnade
Die Herzen der von dir Geschaffenen.

Du, der du Tröster und Beschützer genannt wirst,
Bist die größte Gabe Gottes,
Lebenskraft, Feuer, Barmherzigkeit,
Salbe für die Seele.

Du bist die siebenfache Gabe,
Der rechter Finger des Vaters,
Die Erfüllung des väterlichen Versprechens,
Die Predigt gebende Zunge.

Entflamme ein Licht in den Sinnen,
Erfülle das Herz mit Liebe,
Kräftige unsere schwachen Körper
Mit der Stärke der Geduld.

Beschütze vor dem Feind,
Gib Frieden vor uns selbst,
Führe vorausschauend,
Behühte vor allem Übel.

Du leitest uns zum Wissen.
Gib, dass wir den Vater erkennen, und den Sohn,
und auch dich, Geist,
auf dass wir ewig glauben.

Amen.

 

Erstausgabe: Feuchtinger & Gleichauf, Regensburg